Die Spirale dreht sich weiter. Nach unten. Mit wenig Hoffnung auf Besserung. “Nein", sagt Torhüter Michael Rebstock, “ein Aufwärtstrend ist nicht erkennbar." 28:32 verlor Handball-Zweitligist HSG Rhein-Main bei Aufsteiger TV Neuhausen. Die dritte Niederlage im vierten Meisterschaftsspiel. Und am Samstag (18 Uhr) rückt Bergischer-HC-Bezwinger HSC Coburg zum ersten Auftritt in der Ballsporthalle an. Alles andere als günstige Vorzeichen.
Thorsten Wolf, einer der beiden Sportlichen Leiter der HSG, mahnt dennoch zur Besonnenheit. “Unruhe", sagt der 40-Jährige, “wäre in der jetzigen Situation das Schlimmste, was uns passieren kann." Dennoch ist auch Wolf die Verunsicherung in der Mannschaft nicht verborgen geblieben. “Momentan hat jeder mehr mit sich selbst zu kämpfen." Rebstock spricht von einer “sich gegenseitig hochschaukelnden Unsicherheit".
Es fehlt ein Erfolgserlebnis, ein Befreiungsschlag. Um aus dem Teufelskreis auszubrechen. Jede Niederlage nagt mehr am Selbstvertrauen der Spieler, jeder Fehler erhöht die Verunsicherung. Und Fehler unterliefen den Schützlingen des Trainerduos Mike Fuhrig und Jan-Olaf Immel auch beim schwäbischen Neuling in Massen. In der Abwehr, im Angriff, in Unter- und in Überzahl. “Wir haben nicht gut gespielt", gesteht Stefan Bonnkirch. Gegen die “hässliche" 3-2-1-Deckung der Gastgeber schlossen die Hessen oft überhastet ab oder leisteten sich technische Fehler.
Unzulänglichkeiten, die im Hexenkessel Hofbühlhalle, in dem die Zuschauer bis an die Seitenlinie saßen, postwendend bestraft wurden. Vom ausgerufenen Tempo-Handball, dem sich die HSG verschrieben hat, keine Spur. “Irgendwann", sagt Rebstock, “fangen dann die Selbstzweifel an." Er habe ebenso wie sein Kompagnon Thijs van de Mortel der Mannschaft keinen Rückhalt geben können. Erst als die Partie nach 44 Minuten beim 26:17 längst entschieden war, “haben wir so gespielt, wie wir uns das vorgenommen hatten", so Bonnkirch.
“Wenn das Spiel nicht läuft, will keiner einen Fehler machen. Dann wird halbherzig zur Sache gegangen", urteilt Wolf. Jeder Spieler habe Angst, mit einem Fehler der Mannschaft zu schaden. “Was wir brauchen", so der Sportliche Leiter, “ist ein Erfolgserlebnis." Nur wie. “Wir sind keine Übermannschaft. Wir sind eine gute Zweitliga-Mannschaft, die, wenn sie eine schlechte Phase hat, in dieser Klasse solche Spiele verliert", sagt Wolf. Sein Torhüter macht eine ganz eigene Rechnung auf. “Wir haben viermal nicht gut gespielt und viermal nur knapp verloren. Was passiert, wenn wir mal gut spielen?", fragt Rebstock. Die HSG-Anhänger würden es sicherlich gerne sehen.